frei nach "Krähen: Ein Portrait" von Cord Riechelmann
Krähen: Ein Portrait, Cord Riechelmann, Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 2. (18. April 2013) "Die Familie der Krähen, wissenschaftlich Corvidae, ist eine in der Entwicklungsgeschichte der Singvögel relativ junge Familie. Sie umfasst 123 Arten, zu denen auch Elstern und Häher zählen; ihre engsten Verwandten sind die Paradiesvögel. Anders als diese kommen die meist schwarz gefärbten Krähen beinahe überall auf der Erde vor. Die Mythen, die sie von jeher begleiten, sind ebenso dunkel wie sie und handeln fast immer von Übel und Tod. Selbst die zunehmende Erforschung ihrer herausragenden Intelligenz konnte sie nicht von ihrem schlechten Ruf befreien."
plain Ait Dabrowa, Polen Wolkół Dąbrowy - ludzie, krajobraz, architektura, Muzeum Regionalne w Siedlcach, Siedlce, Polen Rund um Dabrowa – Landschaft, Architektur, Menschen, Museum Petersberg, Petersberg
Was ist Leben und wo hört es auf? Welche Formen sind die Norm? Wie wächst und vergeht etwas? Dieser liebevoll gepflegte Park des Herrenhauses von Dabrowa, die Idylle dieses Kleinods weit im Osten von Polen, erschien mir in völlig neuem Licht, als ein Sturm über ihn hinwegfegte und in kürzester Zeit mehrere Bäume zum umstürzen brachte. Die Trauer um das zerstörte Schöne war hier Leitmotiv. Der Zahn der Zeit nagt an allem und drückt allem Dasein das Zeichen der Vergänglichkeit auf. Hier in Dabrowa wurde aus Altem Neues, aus einem sanierungsbedürftigen Herrenhaus ein Prachtstück und aus umgestürzten Bäumen entstand neues Leben in Form von Licht und Schatten auf einem Blatt Papier. In Dabrowa überraschten mich nicht nur die Idylle und Schönheit des Ortes, sondern auch seine Bewohner mit all ihrer Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Es war spannend zu beobachten, wie sie das Grundstück pflegten und hegten, sich um den Anbau von eigenem Obst und Gemüse kümmerten und uns mit dessen Produkten verwöhnten. So kam ich zu meinem zweiten Thema in Dabrowa: der Mensch und die Kultivierung seiner Umgebung. Hier hatten es mir am meisten die Hunde angetan. Jung und wild, nicht zu bändigen und in einem Käfig zu Hause. Spannend war für mich nicht nur das räumliche Verhältnis von Innen und Außen, sondern auch das Mentale. Was trieben die beiden den ganzen Tag dort? Lagen sie auf der Lauer? Oder langweilten sie sich? Wie gerne würde ich wissen, was in dem Kopf eines Tieres so vor sich geht. Wie nimmt er den Mensch war?Ich bin ein kluges Tier! Ich bin ein Grashalm! Beuge mich im Wind und zerbreche nicht. Gefressen und wiedergekäut. Ich bin ein Tier. Ich werde gejagt. Betäubender Schmerz. Angstfrei wird mir das Fell abgezogen. Ich liege auf dem Wohnzimmerboden. Winzig klein krabbele ich durch das Fell, bringe deine Haut zum Jucken, grabe meine Gänge in sie verspeise sie und werde ein Teil von dir. Das Weite wird zum Nahen. So wandere ich jetzt und probiere aus, mal Insekt mal Schwein, mal Ratte mal Adler mal Schneeglöckchen, mal Grashalm, mal Stein mal Wasser.
I am a clever animal! I am a blade of grass! Bending in the wind and not breaking. Eaten and ruminated. I am an animal. I am hunted. Anguished by pain. Without fear I was skinned. I am lying on the living room floor. Being tiny small I crawl through the fur, bring your skin to itch, digs my ways in your membrane, consume it and become a part of you. The width becomes the near. Now thus I walk and try out, sometimes being an insect, sometimes a pig, a rat, an eagle, a snowdrop, a blade of grass, sometimes a stone in the water.
Es sind Lebewesen von ganz besonderer Natur. Selten bekommen wir sie zu Gesicht und doch existieren sie. Gesichtet offenbaren sie uns den inneren Kern eines Wesens. Zaghaft, aggressiv, naiv verspielt, traurig, liebeshungrig sind nur einige der Merkmale eines so seltenen Geschöpfes.
They are living beings of quite special nature. Seldom we get to see one of these creatures, nevertheless, they do exist. Sighted they reveal to us the internal core of a being. Timid, aggressive, naive, playful, sad, love-hungry are only some of the characteristics of such a rare being.
Ich erzähle meine Geschichte des Ichs. Das Selbstporträt steht also auch in der Tradition des Individualismus. Hierbei geht es nicht um Selbstverwirklichung, oder Selbstfindung, sondern vielmehr um eine Beziehung, die ich eingehen kann oder nicht. Es ist eine Begegnung zwischen der Umgebung auf die ich mich einlasse und mir selbst. Es ist vielleicht ein Weg von der subjektbezogenen Welt hin zum weltbezogenen Subjekt. Wenn man so will, eine sehr romantische Auffassung. Es ist ein Blick auf Reduktion der unendlich gegebenen Möglichkeiten, ein Blick auf meine Positionierung in der Welt.
I tell my story of the ego. The self-portrait stands also in the tradition of the individualism. On this occasion, it is not about self-realization, or self-discovery, but rather around a relation which I can establish or not. It is a meeting between the environment I let myself in for and myself. It is maybe a way from the subject-related world to the world-related subject. If you like it seems like a very romantic view on things. It is a glance at the reduction of the infinite given possibilities, a look at my positioning in the world.
Diese Serie von Arbeiten basiert auf Denkkonstrukten die zu gelesenen Texten entstanden sind. Diesen Brainstorming-ähnlichen Gebilde, meist in Bleistift oder Tusche, werden im späteren Prozess Farben zugewiesen.
This series of works bases on mental constructs which are predicated in books I have red. These entities similar to brainstorming in pencil or Indian ink are assigned to color in the later process.
Ich bin ein Grashalm. Wachse aus einem Samenkorn. Wasser, Licht als Teil von mir. Der Wind beugt mich und bestimmt die Richtung, in die ich mich fortbewege, fortpflanze. Ich verwelke und vergehe ohne Wasser, ich bin auch Teil der Nahrungskette. Wenn es keinen Anfang gibt, gibt es kein Ende. Gibt es kein Ende, so gibt es keinen Anfang. Es ist unwichtig, ja fast irrelevant. Erwachen. Unser Körper gebaut für eine kurze Zeitspanne; unser Geist für Jahrtausende. Was ist Leben und wo hört es auf? Welche Formen sind die Norm? Wie wächst und vergeht etwas? Der Zahn der Zeit nagt an allem und drückt allem Dasein das Zeichen der Vergänglichkeit auf. Zeitvergehen gehört zum Ende unseres Lebens, betrachtet man dieses linear. Da Vergänglichkeit an sich so unfassbar ist, neigen wir dazu, sie hintan zu stellen, dabei ist es das Leben, das auf den Tod zustrebt, und nicht anders herum. Alle Materie ist ständiger Veränderung unterlegen und diese Wandelbarkeiten sind möglicherweise selbst endlich. Die Beobachtung der Formenvielfalt der Pflanzen und ihrer Veränderungen lassen Zeit spürbar werden.
I am a blade of grass. Growing from caryopsis. Water and light as a part of me. The wind bends me and determines the direction in which I move and reproduce. I wilt and pass without water. I am also a part of the food chain. If there is no beginning, there is no end. If there is no end, there is no beginning. It is not important, almost irrelevant. Awakening. Our body built for a short time period; our mind for millenniums. What is life and where does it stops? Which shape is norm? How does something grow and pass? Time is taking its toll on all existing things and marks it with the sign of the transitoriness. Passing of time belongs to the end of our life, one considers it linearly. Because transitoriness is so unfathomable in itself, we incline to put the consideration of it into the back corner of our thoughts, although it is life which heads towards death and not the other way around. All matters are put under constant change and these inconstancy are possibly limited itself. The observation of the form variety of plants and their changes make time perceptibly.
So scheint das Leben dem Verfall zu unterliegen, ein langsamer, stetiger Tod, nicht zu besiegen durch Fortschritt und Technik. Sie sind bloße Utopien. Es hat den Anschein, dass, wenn wir in Erinnerungen, die der Vergangenheit nun mal angehören, schwelgen, uns in etwas nicht mehr Lebendigem verlieren. Wir atmen, essen, schlafen, bewegen uns. In jedem Moment lasse ich mich fallen in eine tote Vergangenheit aus lebendigen Erinnerungen. Es scheint offenbar, dass wir geboren werden, um zu sterben, und dass es nur darum geht, wie am Ende und am Anfang dieses gehemmte Sterben abläuft. Ich arbeite und rechne stets die Vergänglichkeit mit ein. Es ist eventuell die Langeweile des Geistes, die solcherlei Taten hervorruft, denn er ist sich vielleicht des Sterbens bewusst und sucht nach gutem Zeitvertreib. Was uns hindert, uns dem Tod gleich nach der Geburt hinzugeben, ist möglicherweise die Empfindung. Der Tod bedeutet die Auflösung von Empfindung, Kunst die Intensivierung von Empfindung. Die Endlichkeit unseres Lebens steht im Kontrast zu dem Wunsch nach der Unendlichkeit eines Gefühls, das ja nichts anderes ausdrückt als die Hoffnung auf einen unverlierbaren Sinn unseres Daseins. Dass Vergänglichkeit in aller Schönheit und Schönheit in der Vergänglichkeit liegt, ist eines der Hauptthemen meiner Arbeiten. Das Resultat sind Erinnerungsbilder, verschwommene, traumgleiche Gebilde.
Thus the life seems to be defeated by decay, a slow and steady death, not to be defeat by progress and technology. Progress and technology are bare utopias. It has the appearance that if we indulge ourselves in memories which simply belong to the past, we lose our self in something not more living. We breathe, eat, sleep, we move. Every moment I can fall in a dead past from lively recollections. It seems obvious that we are born to die, and that it is only about how at the end and at the beginning this inhibited death trickles off. As I work, I do include the transientness. It is, perhaps, the boredom of the mind which causes such kind of actions, because it is maybe aware of the death and looks for good pastime. What hinders us to give our self over to death immediately after birth, is possibly the perception or sensation. The death means the dissolving of sensation, art the intensification of sensation. The finiteness of our life stands in the contrast to the wish for the infinity of a feeling which expresses nothing else than hope for an unloseable sense of our existence. The fact that transitoriness lies in all beauty and beauty in the transientness, is one of the main topics of my works. The result are reminiscent pictures, blurred entitys identical to dreams.